Begriffe zum Glockenläuten

Aufläuten: An hohen kirchlichen Festtagen wird vor dem Kirchläuten, 15 Minuten vor Beginn der Eucharistiefeier, „aufgeläutet“ (= zusammengeläutet), ca. 30 Sekunden.

Ave-Maria-Läuten (Angelusläuten, ugs. „Betläuten“): Drei Mal am Tag werden die Gläubigen durch Glockengeläute eingeladen den „Engel des Herrn“ (Angelus) zu beten. Um 7.00 Uhr, um 12 Uhr und um 17 Uhr (in den Sommermonaten um 18.30 Uhr) wird mit der Zwölferin geläutet. Ausnahme bilden hohe Festtage bzw. der Vorabend dieser Festtage an denen mit der Großen geläutet wird. Das Ave-Maria-Läuten besteht aus 3 „Roadn“ zu 16 „Stroach“. Auf das abendliche Ave-Maria-Läuten folgen auf die 3 Roadn noch 10 Stroach mit der Zehnerin.
In früheren Zeiten wurde zu Lichtmess und Mariä-Verkündigung mit der Siebnerin nachgeläutet. An den „kleinen“ Festtagen läutete die Zehnerin nach den 3 Roadn des Ave-Maria-Läutens und zu Weihnachten, Dreikönig, Ostern, Pfingsten, Mariä-Himmelfahrt und Allerheiligen die Große.
Früher wurde in den Wintermonaten um 16.45 oder 17.00 Uhr Ave-Maria geläutet, in den Sommermonaten spätestens um 19.30 Uhr.

Evangelium-Läuten: In früheren Zeiten wurde an den Vorabend-, Sontags- und Festtagsgottesdiensten auch zum Evangelium geläutet (an den Festtagen mit der Großen, an den übrigen Sonntagen und Vorabendmessen mit der Zwölferin). Dazu mussten einige Turmbuam während der Messe natürlich im Turm bleiben. Ihnen wurde mit einer elektrischen Glocke, die man von der Sakristei aus bedienen konnte, mitgeteilt, wann sie zu läuten haben. Die hohe Geistlichkeit hat in diesem Zusammenhang ausdrücklich darauf hingewiesen, dass auch diese ihre sonntägliche Pflicht zur Teilnahme am Gottesdienst damit erfüllt haben.

Feierabend-Läuten: Vor den „gewöhnlichen“ Sonntagen wird am Vortrag um 16.00 Uhr mit allen Glocken außer der Großen „Feierabend“ geläutet. Es wird mit der kleinen Glocke begonnen, nacheinander alle Glocken bis zur Zwölferin einzeln geläutet und am Ende mit allen Glocken „zusammengeläutet“.
Im Gegensatz zu den „normalen“ Sonntagen wird vor hohen Festtagen um 13.00 Uhr des Vortages „Feierabend“ geläutet, bei der auch die Große mitgeläutet wird. Zuerst wird mit allen Glocken „zusammengeläutet“, anschließend alle Glocken (von der Kleinen bis zur Großen) einzeln geläutet und abschließend wieder mit allen Glocken zusammengeläutet.

Fochn: Fixieren des Klöppels mit dem Strick zum lautlosen Schwingen der Glocke bzw. das Einfangen des Klöppels nach dem Läuten. Heutzutage sind alle Glocken im Marlinger Kirchturm mit einem sog. „Fangeisen“ ausgestattet, das den Klöppel auf Knopfdruck loslässt bzw. wieder einfängt. Durch das „Fochn“ wird ein unkontrolliertes Anschlagen der Glocke zu Beginn und am Ende des Läutens vermieden.

Freitagsläuten: An jedem Freitag um 15 Uhr läutet die Große ca. 40 Stroach und erinnert dadurch an die Todesstunde Jesu. Ausnahme bildet einzig und allein der Karfreitag, an dem alle Glocken schweigen.

Kirchläuten: Läuten zum Gottesdienst (ugs. „Kirchen“). Die entsprechenden Glocken werden mit der Kleinen beginnend nacheinander ca. 2 Minuten geläutet, nach der letzten Glocke eine kurze Unterbrechung gemacht und anschließend zusammengeläutet. An Werktagen werden die Kleine, Onderte und Siebnerin geläutet, an Sonntagen die Glocken von der Kleinen bis zur Zwölferin, an Festtagen alle Glocken inkl. der Großen.

Road: Einheit von Glockenschlägen vom Loslassen bis zum Einfangen des Klöppels. 3 „Roadn“ bedeutet demnach, dass eine Glocke 3 Mal – mit jeweils kurzen Unterbrechungen von einigen Sekunden dazwischen – geläutet wird.

Beispiel:
3 „Roadn“ zu 8 „Stroach“

StroachRoadn

Schiedumläuten: Am Tag der Beerdigung werden nach dem mittäglichen „Ave-Maria-Läuten“ mit allen Glocken bis zur 12erin 3 Roadn geläutet. Beim Tod eines Papstes, des Bischofs oder Ortspfarrers wird mit allen Glocken (einschließlich der Großen) geläutet. Bei Frauen wird mit der Kleinen begonnen und die weiteren Glocken (Onderte, Siebnerin, …) nach und nach dazu geschaltet und ca. 3 Minuten zusammengeläutet. Anschließend werden die Glocken in umgekehrter Reihenfolge (von der Zwölferin beginnend bis zur Kleinen hinunter) ausgeschaltet.  Bei Männern wird zum Unterschied mit der Zwölferin begonnen und die weitern Glocken (Zehnerin, Siebnerin, ….) nach und nach dazu geschaltet und ca. 3 Minuten zusammengeläutet. Anschließend werden die Glocken in umgekehrter Reihenfolge (von der Kleinen beginnend bis zur Zwölferin) ausgeschaltet.

Schråcken: Früher wurde am Vorabend (vor dem „Feierabendläuten“) bzw. am Tag hoher kirchlicher Feiertage (vor dem Läuten zum Gottesdienst) „geschråckt“. Die zwei größten Glocken wurden „gefochen“ und geschwungen. Sobald beide Glocken auf gleicher Höhe waren, wurde „Fuir“ (Feuer) gerufen, der Klöppel losgelassen und beide Glocken haben gleichzeitig angeschlagen. Auf das erneute Kommando „Fuir“ wurden die Klöppel dann wieder eingefangen. Je höher der Festtag, umso öfter wurde „geschråckt“ (bis zu 6 Mal mit einer halbminütigen Unterbrechung). Ein „Schråckn“ konnte aus ein, zwei oder drei „Stroach“ bestehen.

Stroach: Glockenschläge vom Loslassen bis zum Einfangen des Klöppels. 20 „Stroach“ bedeutet demnach, dass mit einer Glocke so lange geläutet wird, bis sie 20 Mal angeschlagen hat.

Sturmen: Schlagen des Klöppels gegen den Mantel der Glocke (5-6  Stroach) per Hand (d. h. ohne die Glocke zu schwingen). Bei einem Brandfall wurden die Feuerwehrleute und die Bevölkerung früher über die Kirchenglocken alarmiert. Meistens, besonders in den Nachtstunden, hat der Mesner „gesturmt“. War der Brandherd im Dorfteil „Nörder“, so hat man von der Großen bis zur Onderten gesturmt. War der Brand in der „Mitterterz“ oder im „Dorf“, wurde von der Onderten bis zur Großen gesturmt.

Todesangst-Christi-Läuten: An den Donnerstagen folgen auf das abendliche Ave-Maria-Läuten noch 16 Stroach mit der Großen Glocke. Es wird dadurch an die Angst Jesu am Ölberg erinnert.

Turmbua: Bezeichnung für jene Knaben und Männer, die vor der Elektrifizierung (Mitte der 1950er-Jahre) die Glocken geläutet haben. Meist sind die Buben bereits in der Volksschule zum ersten Mal zum Läuten mit in den Turm hinauf gegangen.
Heute sind alle Turmbuam in einer einzigen Person, dem Mesner, vereint, der ihre früher „schweißtreibende“ Arbeit jetzt sozusagen „per Knopfdruck“ erledigt.

Wandlungsläuten: Bei den Werktagsmessen wird nicht mit den Glocken im Turm geläutet, sondern lediglich die Ministranten läuten mit den Altarschellen. An den Sonntagen im Jahreskreis und bei den Vorabendmessen werden bei der Wandlung (Elevation von Hostie und Kelch) jeweils 10 Stroach mit der Zwölferin geläutet. An Festtagen wird mit der Großen geläutet.

Wetterläuten: Nach altem Brauch vertreibt der Klang geweihter Glocken die schweren Gewitter. Zu diesem Zweck wird mit der Großen so lange geläutet, bis das Gewitter wieder abzieht. Wenn ein außergewöhnlich starkes Gewitter droht, wird drei Mal hintereinander mit allen Glocken aufgeläutet und dann mit der Großen weitergeläutet bis das Wetter weicht.
In früheren Zeiten wurden die Knechte, die das Läuten beherrschten, von ihren Bauern zum Wetterläuten geschickt und konnten ihre Arbeit liegen und stehen lassen. Auch hierbei wurde zuerst mit der Großen geläutet (manchmal auch eine halbe Stunde lang). Bei starken Gewittern wurde mit allen Glocken zusammengeläutet (sog. Wettersegnen). Danach wurde mit der Großen 3 Stroach, dann mit der Siebnerin 3 Stroach und noch einmal mit der Großen 3 Stroach und anschließend mit allen Glocken zugleich geläutet, bis das Unwetter abzog. Der Pfarrer oder Kooperator hat in der Zwischenzeit in der Kirche den Wettersegen gesprochen.
Der Mesner konnte für das Wetterläuten einmal im Jahr (im Herbst) bei den Bauern Trauben sammeln, aus denen er Wein machte, den die Turmbuam dann ab und zu für ihren Dienst bekamen.

Zoachnläuten: Vor der Vorabendmesse und Sonntags- bzw. Festtagsmessfeier wird 30 Minuten vorher ca. 20 Stroach „Zoachn“ (= Zeichen) geläutet, um die Gläubigen auf die bevorstehende Eucharistiefeier hinzuweisen. An gewöhnlichen Sonntagen wird mit der Zwölferin, an Festtagen mit der Großen geläutet.

Zusammenläuten: Unter „Zusammenläuten“ versteht man das Läuten mit einer Glocke und das nacheinander zuschalten (nach ca. 8 Stroach) der anderen Glocken, bis am Ende alle Glocken gemeinsam läuten (ca. 20 Sekunden). Die Glocken werden dann in umgekehrter Reihenfolge wieder ausgeschaltet bis nur mehr jene Glocke läutet, mit der das „Zusammenläuten“ begonnen wurde.

Zügenläuten: Nach dem Tod eines Menschen wird „zügengeläutet“. Dies geschieht mit einer eigenen Glocke, der sog.  „Zügenglocke“, die ausschließlich zu diesem Zweck und somit niemals gemeinsam mit den anderen Glocken geläutet wird. Stirbt ein Mensch in der Nacht, so wird erst nach dem morgendlichen „Ave-Maria-Läuten“ geläutet. Läutet die Zügenglocke kurz nach dem mittäglichem „Ave-Maria-Läuten“, dann weiß man, dass ein gebürtiger Marlinger, der nun außerhalb wohnt (früher auch ein Knecht oder ein Mitglied der Antoniusbruderschaft) gestorben ist.

Als Grundlage für diese Erklärungen dienten ein Interview von Anton Matzoll – Luemer Toni († 18. Juli 2017) mit Rudi Gamper im Rahmen der Radiosendung des RAI-Sender Bozen „S’Landl, die Leit und a Musig derzua“ – Anfang der 1990iger Jahre und ein persönliches Treffen am 22. März 2014 am Luemer-Hof.

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